Klimawandel in Flensburg
Welche Klimawandelfolgen gibt es in Flensburg und welche werden wir zukünftig spüren?
Temperaturänderungen
Die durchschnittliche Jahrestemperatur in Flensburg nahm seit 1950 pro Jahr im Durchschnitt um 0,03 °C zu. Dieser Trend ist auffällig und zeigt eine bedeutende Veränderung (statistisch signifikant). In den ersten zehn Jahren (1951-1960) betrug die Jahresmitteltemperatur 8 °C, in den letzten zehn Jahren (2011-2020) waren es 9,6 °C und damit 1,6 °C mehr. Die Betrachtung der Entwicklung seit Beginn der Wetterdatenaufzeichnung in Flensburg vom Jahr 1881bis heute zeigt zudem, dass in den letzten 70 Jahren eine deutlich schnellere Temperaturzunahme stattgefunden hat.
Niederschlagsänderungen
Der durchschnittliche Niederschlag pro Jahr nimmt leicht, aber trotzdem zu auffällig, um noch als zufällig gelten zu können, zu. Ebenso nehmen die Starkregenereignisse, d.h. Tage mit Niederschlagssummen von mindestens 20 mm, erkennbar zu.
Die Entwicklung der Niederschlagsmengen verläuft weniger schnell und stark als bei der Temperatur. In naher Zukunft ist die Entwicklung der Niederschlagsmenge nicht eindeutig, aber insgesamt leicht steigend. In ferner Zukunft zeigen sich mehr Niederschlagsmengen im Frühling und Winter. Im Sommer hingegen werden die Niederschläge vermutlich deutlich weniger. Also mehr Regenwasser im Frühling und Winter, dafür deutlich weniger im Sommer.
Hitze und Trockenheit
Sommertage (Höchsttemperatur von mindestens 25 °C) und Hitzetage (Höchsttemperatur von mindestens 30 °C) werden mehr. Wenn auch die gesamte Anzahl der Hitze- und Sommertage nicht so hoch wie in südlicheren Regionen Deutschlands ist, so ist aber eine deutliche Zunahme zu bemerken. Sind Hitzetage vor 70 Jahren sehr selten vorgekommen, sind in den Jahren 2011-2020 im Schnitt schon 1,8 Tage pro Jahr verzeichnet worden. Sommertage werden noch mehr werden: Waren es in der Dekade 1951-1960 noch 6,3 Tage im Durchschnitt, wurden im letzten Jahrzehnt 17,6 Tage gemessen. Da im Sommer die Niederschläge vermutlich deutlich abnehmen werden, werden sich dann auch verstärkt Auswirkungen durch Trockenheit ergeben.
Extremwetterereignisse
Zunehmende Hitze, mehr Verdunstung und längere Trockenphasen im Sommer werden die Herausforderungen durch Trockenheit in Zukunft deutlich ansteigen lassen. Gleichzeitig werden Frost- und Eistage immer seltener.
Auf der anderen Seite werden Extremniederschläge weiter zunehmen, bis Mitte des Jahrhunderts bis zu einem Drittel und bis 2100 sogar um zwei Drittel im jährlichen Mittel. Dadurch steigt einerseits die Gefahr von Erosion und Überschwemmungen, andererseits sinkt durch die veränderte Verteilung die Menge an Niederschlag, die in Grundwasserspeicher sickern kann. Eine weitere Gefahr stellen Starkwinde, Stürme und relativ selten auftretende Tornados dar.
Meeresspiegelanstieg
Die deutsche Ostseeküste und somit die Stadt Flensburg sind auch von einem Anstieg des Meeresspiegels betroffen. Es ist davon auszugehen, dass, selbst wenn es doch noch gelingen sollte, die Erderwärmung auf 1,5 °C zu beschränken, der Meeresspiegel auch nach dem Jahr 2100 weiter ansteigen wird. Die im Rahmen eines IPCC-Sonderberichtes (Special Report on the Ocean and Cryosphere in a Changing Climate) veröffentlichten Projektionen gehen von einem Anstieg des Meeresspiegels von 0,29-0,59 m für ein Zukunftsszenario mit niedrigen Emissionen und von 0,61-1,10 m im Zuge eines Szenarios mit hohen Emissionen bis 2100 aus (IPCC 2019).
Sturmfluten / Hochwassergefahr
Die bisherige Erhöhung der Sturmfluten an den deutschen Küsten ist vor allem auf den bisherigen Anstieg des mittleren Meeresspiegels zurückzuführen. Durch den weiteren Meeresspiegelanstieg werden künftige Küstenhochwasser an Intensität und Häufigkeit zunehmen. Je nach Projektion ist von einem Anstieg zwischen 28 cm und über einem Meter bis zum Ende des Jahrhunderts auszugehen.
Sollten die Treibhausgasemissionen zukünftig weiterhin hoch bleiben (wie in SSP5-8.5 angenommen), könnte eine Sturmflut, die in Flensburg im Durchschnitt heute alle zweihundert Jahre auftritt (mit einem Wasserstand von über 2,22 m, wie z.B. am 20./21.10.2023), in Zukunft alle 6,5 Jahre (bei einem Szenario mit niedrigen Emissionen) oder sogar 0,9 Jahre (bei einem Szenario mit hohen Emissionen) auftreten. Das würde bei einer Lebenserwartung eines Menschen von 80 Jahren bedeuten, dass dieser eine solch hohe Sturmflut 12-mal bis sogar 90-mal erleben wird.
Da sich die Stadt Flensburg am Ende einer Förde befindet, deren Form sich zunehmend verjüngt, führen vor allem starke Nord-Ost-Winde zur Erhöhung von Sturmfluten im Küstenbereich. Weil sich in den Wintermonaten starke Stürme häufig in Folge von östlichen Wetterlagen ausbilden, stellen Winterstürme eine besondere Gefahr für die Stadt Flensburg dar. Auch wenn der Anteil der überflutungsgefährdeten Flächen an der gesamten Stadtfläche klein ist, handelt es sich im Innenstadtbereich um besonders sensible Bereiche von historischer Bausubstanz und bedeutender Verkehrsadern.
Im Klimaanpassungskonzept sind die Folgen genauer beschrieben.