Maßnahme 063, 064, 070: Parkraumkonzept

Im Rahmen der Umsetzung des Masterplans Mobilität der Stadt Flensburg steht das Ziel zur Förderung der Verkehrsträger des Umweltverbundes und zur Gestaltung einer für alle Verkehrsteilnehmer*innen gleichberechtigt nutzbaren Stadt im Fokus. Die Rückgewinnung von Stadtraum als Lebensraum und nicht ausschließlich als Parkraum ist ein wichtiges Element zur Umsetzung dieser Ziele. Wesentliche Bausteine bilden dabei die Maßnahmen 63 („Modifizierung des Parkraumbewirtschaftungskonzeptes“), 64 („Etablierung Park + Go-Konzept“), und 70 („Überarbeitung Bewohnerparkkonzept“) des Masterplans Mobilität. Der Schlüssel zur Umsetzung ist dabei ein nachhaltig orientiertes Parkraumbewirtschaftungs- und managementkonzept, welches sich einer Vielzahl komplexer Fragestellungen annimmt. Aufbauend auf dem zu entwickelnden Konzept sollen im Anschluss die Maßnahmen 56 („Überprüfung Wegweisungskonzept“) und 65 („Neubau und Modernisierung Parkleitsystem“) umgesetzt werden.

Beteiligung:

Das Thema Parken, Parkgebühren und Anwohnerparken ist in allen Städten konfliktbelastet. Aufgrund der Überlagerung unterschiedlichster Ansprüche und Bedürfnisse stehen sich unvereinbare Forderungen gegenüber. Mit der Erstellung eines Parkraumkonzeptes für Flensburg wollen wir den Zielen des Masterplan Mobilität Rechnung tragen und bewusst in einen offenen Austausch mit allen Betroffenen und Interessierten gehen. Die Anregungen, Wünsche und Meinungen werden in die Konzepterstellung einfließen und unter Abwägung aller Belange berücksichtigung finden.

Im Prozess der Konzepterstellung ist auch eine umfangreiche Beteiligung von Stakeholdern, Betroffenen und der Politik geplant. Wir würden uns über eine rege Teilnahme freuen.

Die Ergebnisse der Befragung/ Beteiligung werden unter dem entsprechenden Punkt unter "Informationen zur Konzepterstellung" veröffentlicht.

Information zur Konzepterstellung:

Die Erstellung eines neuen Parkraumkonzeptes beinhaltet die Untersuchung und Bewertung des vorhandenen Parkraumangebotes, die Darstellung des vorhandenen und prognostizierten Bedarfs, die Recherche zu Parkgebühren und die Erstellung eines Bewirtschaftungskonzeptes für die Stadt Flensburg (differenziert nach öffentlichem Parken und Bewohnerparken) inklusive Gebietsabgrenzungen für Parkzonen/ Bewohnerparkzonen. Weiterhin sollen die Möglichkeit von Park-and-Go und Park-and-Ride- Angeboten detailliert untersucht und schließlich Vorschläge zum Einsatz eines Bewirtschaftungssystems ggf. in Kombination mit der Möglichkeit der Informationsvermittlung über freie Parkstände erstellt werden. Hierzu gehören auch technische Informations- und Abwicklungsmöglichkeiten zur mobilen Bezahlung.

>> 02.12.2020: politischer Beschluss

In Vorbereitung auf die Vergabe und Erstellung des Parkraumkonzeptes wurde ein politischer Beschluss gefasst welcher die Konzepterstellung an sich und folgende Inhalte zur zukünftigen Bewirtschaftung umfasst:

  • Die Parkgebühren sollen mit abnehmender Distanz zum Zentrum steigen
  • Parken im öffentlichen Raum soll nicht günstiger sein als das Parken auf Privatflächen
  • Das Bewohnerparken soll kostenpflichtig werden

Der Beschluss wurde mit einer großen Mehrheit im Planungsausschuss (SUPA) der Stadt Flensburg gefasst.

>> 01.-30.06.2021 Online-Befragung

Ein erster Beteiligungsschritt war in der Vorbereitungsphase eine Online-Befragung der breiten Öffentlichkeit.

Die Textfasung der Auswertung finden Sie hier:

Ergebnisse der Online-Befragung

>> Parken am Wohnort

Grundsätzlich geben rund 54 % der Anwohner*innen an, dass es in ihrem Wohnquartier nur wenige bis nahezu keine öffentlichen Stellplätze gibt. Hierbei ergibt sich mit Blick auf die einzelnen Stadtteile jedoch ein differenziertes Bild. Insbesondere in den innerstädtisch gelegenen Stadtteilen Altstadt (69 %), Neustadt (68 %) und in Jürgensby (66 %) sehen die Anwohner*innen ein geringes Angebot an öffentlichen Stellplätzen. Dem Gegenüber stehen Stadtteile wie weniger zentral gelegene Stadtteile wie Engelsby und Weiche. Hier geben lediglich 37 % bzw. 28 % der Teilnehmenden an, dass nur wenige bis nahezu keine öffentliche Stellplätze zur Verfügung stehen.

Zudem lässt sich bilanzieren, dass rund 30 % aller Teilnehmenden in der Regel keine Zeit benötigen, um einen Stellplatz zu finden. Zusätzlich geben knapp über 60 % der Teilnehmenden an, dass sie in weniger als fünf Minuten einen öffentlichen Stellplatz finden. Allerdings bedarf es zum besseren Verständnis der Parksuchdauer im öffentlichen Raum auch hier einer Differenzierung zwischen den einzelnen Stadtteilen. So geben in der Altstadt über 33 % an, dass sie mehr als zehn Minuten nach einem Stellplatz suchen müssen. In Neustadt sind dies immerhin noch 19 % der Teilnehmenden, in Jürgensby 17 %.


Des Weiteren wurde im Rahmen der Umfrage die Zustimmung zu denkbaren Mobilitätsmaßnahmen, welche zur Entspannung der allgemeinen Parkraumsituation beitragen können, abgefragt. Im Ergebnis zeigt sich, dass der Ausbau des ÖPNV, bei gleichzeitigem Verzicht auf den eigenen Pkw, die Maßnahme mit der größten Zustimmung ist. 38 % der Befragten sind der Meinung, dass hierdurch eine Verbesserung der Parkraumsituation erzielt werden kann. Immerhin 32 % der Befragten unterstützen den Bau von Quartiersgaragen.

Darauf aufbauend wurden die Bewohner*innen hinsichtlich ihrer Bereitschaft, für einen garantierten Stellplatz zu zahlen, befragt. Neben Stellplätzen im öffentlichen Straßenraum sind hierbei auch jene Stellplätze in sogenannten Quartiersgaragen dazuzuzählen. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass insbesondere in den Stadtteilen mit einem subjektiv gefühlt schlechtem öffentlichen Stellplatzangebot (s. o.) die Bereitschaft höher ist. Jeder Zweite (z. B. Altstadt 52 %, Neustadt 50 %) ist in diesen Bereichen bereit für einen garantierten, aber kostenpflichtigen Stellplatz zu bezahlen. Auch in anderen zentrumsnahen Stadtteilen (z. B. Sandberg, Friesischer Berg und Jürgensby) bewegt sich diese Bereitschaft bei über 40 %. Mit zunehmender Distanz zum Zentrum nimmt diese Bereitschaft jedoch ab. Im Allgemeinen lässt sich feststellen, dass die Zahlungsbereitschaft für einen garantierten Stellplatz insbesondere in den Außenbezirken (z. B. Tarup und Weiche), bei welchen kein subjektiver Parkdruck festgestellt wurde, abnimmt.

Vertiefende Fragen hinsichtlich der Höhe der Zahlungsbereitschaft unter denjenigen, welche für einen garantierten Stellplatz zu zahlen bereit sind, haben ergeben, dass diese im Mittel bei 35 € pro Monat liegt. Dies entspricht einer jährlichen Gebühr von 420 € und liegt somit bei weitem über den derzeitigen Kosten für einen Bewohnerparkausweis (jährlich 30,70 €). Insgesamt lässt sich ferner feststellen, dass 76 % der generell Zahlungsbereiten einen monatlichen Betrag zwischen 20 € und 50 € (jährlich 240 € bis 600 €) akzeptieren würden. Zusätzlich haben die Teilnehmenden angegeben, dass ein solcher Stellplatz im Mittel maximal 300 m vom eigenen Wohnort entfernt sein darf.

>> Parken in der Innenstadt (Anwohner*innen)

Als häufigsten Grund für einen regelmäßigen Besuch der Innenstadt Flensburgs wurde von den Anwohner*innen die Durchführung von Alltagseinkäufen (Lebensmittel, Drogerie etc.) sowie von Shoppingtouren (Kleidung, Elektronikartikel etc) genannt. Rund ein Drittel der Befragten sucht die Innenstadt aufgrund des Weges von / zum Arbeitsplatz auf. Besuche von Kultureinrichtungen spielen in unregelmäßigen Abständen eine Rolle; nur für wenige Teilnehmenden ist dagegen das Aufsuchen einer Bildungseinrichtung Grund eines regelmäßige Innenstadtbesuchs.

Die durchschnittliche Aufenthaltszeit beträgt für rund 53 % der Befragten 1-2 Stunden. Obwohl zwar ein Drittel der Befragten angegeben hat, dass sie aufgrund der eigenen Beschäftigung die Innenstadt besuchen, halten sich nur rund 8 % durchschnittlich länger als vier Stunden im Bereich der Innenstadt auf.

Die Abfrage nach dem bevorzugten Verkehrsmittel für einen Innenstadtbesuch ergab eine Gleichverteilung hinsichtlich MIV (Pkw), Fuß- und Radverkehr. Der Fuß- und Radverkehr macht dabei insgesamt rund 56 % der Wege aus, für 36 % der Teilnehmenden stellt der Pkw das bevorzugte Verkehrsmittel dar. Besonders zu erwähnen ist hierbei die untergeordnete Rolle des ÖPNV. Lediglich 7 % der Befragten nutzen bevorzugt den ÖPNV für ihren Innenstadtbesuch. Ob hierbei pandemiebedingte Einflüsse (z. B. Meidung des ÖPNV) eine Rolle gespielt haben, lässt sich abschließend jedoch nicht feststellen.

Die Teilnehmenden, welche vorzugsweise mit dem Pkw anreisen, wurden anschließend gefragt, wie das öffentliche Pkw-Stellplatzangebot in der Innenstadt bewertet wird. Lediglich 28 % der Befragten gaben an, dass das Stellplatzangebot mindestens ausreichend ist. Zwei Drittel der Befragten benötigen hierbei rund zehn Minuten, um einen freien Stellplatz zu finden. Allerdings geben auch rund 11 % an, dass sie üblicherweise 20 oder mehr Minuten für die Stellplatzsuche benötigen.

>> Parken in der Innenstadt (Besucher*innen - Ortsfremde)


Der mit Abstand häufigste Grund für den Besuch der Innenstadt bei Ortsfremden ist das Aufsuchen der eigenen Arbeitsstelle. Besuche zum Einkaufen oder von Kultureinrichtungen werden lediglich in unregelmäßigen Abständen getätigt. Ähnlich wie für die Anwohner*innen der Stadt Flensburg spielen Besuche von Bildungseinrichtungen nur eine sehr untergeordnete Rolle.

Obwohl die eigene Arbeit den Hauptgrund für den Besuch der Innenstadt darstellt, geben bei der Aufenthaltsdauer über 90 % der Befragten an, nicht länger als vier Stunden in der Innenstadt zu verbringen.

Die dazugehörige Abfrage der Verkehrsmittelwahl zeigt, dass die Befragten, welche nicht in Flensburg leben, für ihren Innenstadtbesuch nahezu ausschließlich den eigenen Pkw (87 %) nutzen. Der Radverkehrsanteil ist mit 9 % lediglich marginal. Zudem ist insbesondere der nahezu nicht vorhandene ÖPNV-Anteil zu erwähnen: Lediglich 2,5 % der Teilnehmenden nutzen für ihren Besuch der Innenstadt den ÖPNV. Auch hier sind jedoch pandemiebedingte Einflüsse nicht auszuschließen.

Anschließend wurden vertiefende Fragen hinsichtlich der Gründe für die eigene Verkehrsmittelwahl gestellt. Diese sind in der Regel vielfältig und erfahrungsgemäß abhängig von Motiv und Häufigkeit des Ortswechsels, der Verfügbarkeit eines eigenen Verkehrsmittels sowie der verkehrlichen Erschließung am Wohnort. Grundsätzlich geben die meisten der Befragten an, dass der Pkw das bequemste und schnellste Verkehrsmittel ist. Jedoch ist nur für ein Viertel der Teilnehmenden maßgebend, dass sie nicht nah an ihrem Zielort parken können, wobei „nah“ in diesem Rahmen nicht definiert wurde. Ferner gibt rund die Hälfte der Befragten an, dass sie auch bei einem Ausbau der Radwegeinfrastruktur das Fahrrad nicht häufiger nutzen würden. Hauptgrund hierfür ist, dass die Entfernung zwischen Wohnort und der Stadt Flensburg als zu groß eingeschätzt wird. In Hinblick auf den großflächigen Verzicht des ÖPNV ist der am häufigsten genannte Grund, dass der eigene Wohnort nicht gut durch den ÖPNV erschlossen wird und die Fahrt zu lange dauert. Deutlich seltener wird angegeben, dass der Zielort (in Flensburg) schlecht angebunden ist. Parallel gibt rund die Hälfte aller Befragten an, dass ihnen der ÖPNV grundsätzlich zu teuer ist.

Ferner wurde die Bereitschaft zur Nutzung von Park+Ride Anlagen (P+R) abgefragt. Dabei geben fast 40 % der Befragten an, dass für sie die Nutzung von P+R grundsätzlich nicht in Frage kommt. Dem gegenüber stehen jedoch ebenfalls fast 40 %, für die P+R eine Option wäre, vorausgesetzt es besteht eine gute ÖPNV-Anbindung (29 %) oder eine Fahrradverleihstation inklusive gut ausgebauter Radwegeinfrastruktur (8 %).

Anschließend wurden die Teilnehmenden (Ortsfremde), welche vorzugsweise mit Pkw anreisen, gefragt, hinsichtlich einer Bewertung des öffentlichen Stellplatzangebots befragt. Dabei gaben 73 % an, dass es in der Innenstadt nur wenige bis nahezu keine öffentlichen Stellplätze gibt. Der übliche Zeitaufwand, um einen freien Stellplatz zu finden, wird ebenfalls von ca. zwei Drittel der Befragten mit zehn Minuten angegeben und deckt sich somit mit den Angaben der Anwohner*innen der Stadt Flensburg. 8 % der Teilnehmenden geben an, dass sie in der Regel 20 oder mehr Minuten für die Stellplatzsuche benötigen.

>> Priorisierung bei der Konzeptgestaltung

In der abschließenden Frage, welche sich wiederum an alle Teilnehmenden der Online-Befragung richtete, wurde nach den Prioritäten bei zukünftigen Maßnahmen im Rahmen der Erarbeitung des Parkraumkonzepts gefragt. Das Ergebnis dieser Priorisierung stellt sich wie folgt dar (in Reihenfolge der Beliebtheit):

􀀁 ÖPNV-Anbindung weiter ausbauen, um eine Alternative zum Pkw anzubieten.
􀀁 Mehr Radabstellanlagen im öffentlichen Raum bauen, damit man sein Fahrrad am Zielort sicher und bequem abstellen kann.
􀀁 Das Radwegenetz ausbauen, um eine gute Erreichbarkeit der Innenstadt zu gewährleisten.
􀀁 Öffentliches Parkplatzangebot ausbauen bzw. attraktiver gestalten.
􀀁 Das Radverleihsystem attraktiver gestalten.
􀀁 Die Innenstadt weitgehend autofrei gestalten, damit der öffentliche Raum allen zugute kommt.
􀀁 Das Carsharing-Angebot ausbauen und eigene Carsharing-Stellplätze im öffentlichen Raum schaffen.


Bilanzierend lässt sich somit festhalten, dass aus Sicht der Teilnehmenden insbesondere die Stärkung des Radverkehrs und ÖPNV Vorrang bekommen sollte, um die Verkehrsmittelwahl zugunsten der Verkehrsmittel des Umweltverbundes zu stärken und somit die Parkraumnachfrage zu mindern. Die Verbesserung des öffentlichen Parkraumangebots wird erst an vierter Stelle genannt. Weniger stark zu priorisieren ist aus Sicht der Befragten der Ausbau von ergänzenden Mobilitätsdienstleistungen
wie Bike- und Carsharing-Angeboten.