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SCHIFFE SEHEN

Gemälde und Fotografien von Tobias Emskötter und Wolfgang Jonas

27. November 2016 bis 17. April 2017

Shipspotter stehen am Kanalufer oder am Elbstrand und schauen, wie die Schiffe vorbeifahren. Methodisch gesehen könnte man den in Hamburg lebenden Maler und Grafiker Tobias Emskötter (*1953) und den an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig lehrenden Schiffbau-Ingenieur Wolfgang Jonas (*1953) als Shipspotter bezeichnen. Doch ihr Blick, den sie in ihren Gemälden und Fotografien zu Bildern von Schiffen verdichten, ist ein gänzlich anderer. Sie zählen keine Schiffe, führen nicht akribisch Datenbanken mit den von ihnen gesichteten Schiffen. Ihr Interesse gilt der äußeren Gestalt. Vom 27.11.2016 bis 17.4.2017 präsentiert das Flensburger Schifffahrts­museum in der Ausstellung „Schiffe sehen“ eine Auswahl ihrer Bilder.

Emskötter lässt sich überwältigen von Größe, Farbe, Fläche, Silhouette und Wasserspiegelung der schwimmenden Giganten, die vor seinem Zeichenblock langsam aber stetig vorbeiziehen. Er reduziert, abstrahiert, erfasst das Wesentliche der körperlichen Form. Am Ende sieht er lediglich nur Schiffe, die er nach Farben sortiert. Idealtypen. Lediglich den kleinen Fischkutter Gera im nächtlichen Hafen hält er namentlich fest. Aber dieser fällt im Grunde auch aus der Reihe der Containerschiffe, Autotransporter, Tanker und Massengut­frachter, denen er sich vorrangig widmet. Auch Jonas hat nur wenig Interesse an dem individuellen Schiff. Für ihn sind sie Vertreter ihrer Zeit, an denen er zeittypische Gestaltungsprinzipien aufzeigt. Schiffsnamen werden Teil des komplexen Zeichensystems der Schiffskörper. Jonas ordnet seine Fotos analytisch nach verschiedenen Form-, Funktions- und Gestaltungselementen. Er weiß um die technischen und ökonomischen Bedingungen und Zwänge, die den Schiffbau seit den 1960er Jahren mehr denn je bestimmen. Als Experte für Designtheorie fragt er dennoch nach der Gestaltung des äußeren Erscheinungsbilds von Schiffen, nach ihrer Ästhetik als gestaltete technische Umwelt.

Sind moderne Schiffe hässlich? Oder ist es nur unsere Wahrnehmung, die Schönheit lediglich in den eleganten Linien alter Segelschiffe und Ozeanriesen erkennt? Die Gemälde und Fotos von Emskötter und Jonas untersuchen das Verhältnis zwischen Technik und Ästhetik im heutigen Schiffbau und kommen unabhängig voneinander zu sehr ähnlichen Ergebnissen. Ihre genau beobachteten Bilder lenken den Blick des Betrachters auf die Gestaltkraft und Formenvielfalt der Linien, Flächen, Körper, Farben und Zeichen von Bug- und Heckteilen, Deckshäusern, Aufbauten, Bordwänden, Schornsteinen und Ladegeschirren. Dass Emskötter ein paar seiner Schiffe im Stil von Delfter Fliesen ins Bild gesetzt hat, zeigt, dass auch moderne Schiffe als schön angesehen werden können – wenn auch mit einem leichten Augenzwinkern. In diesem Sinne will die Ausstellung „Schiffe sehen“ zum „Shipspotting“ einer anderen Art einladen. Sie will den Blick für Wesenswerkmale und Details schärfen und dazu anregen, Schiffe neu zu sehen.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog. 100 Seiten, 15,90 EUR.